Der Abstand macht`s aus oder eben doch nicht
Die Coiffeure und Coiffeusen mutieren gerade zum wichtigsten Berufsstand, was die Medienpräsenz betrifft. Egal, ob es um den Erwerbsaufall, das Tragen von Atemschutzmasken oder um die brennende Frage geht, in welchem Dienstleistungssektor die Arbeit zuerst wieder hochgefahren wird. Mir war bis anhin gar nicht so direkt bewusst, welch enorme Bedeutung Coiffeurgeschäfte, Kosmetik- und Haarentfernungstudios für unsere Gesellschaft haben. Und wenn ich an das vorgeschriebene Social Distancing denke, stehen die genannten Berufsgruppen sicher eher hinten an.
Natürlich geht jeder und jede in dieser Krise vom eigenen ganz persönlichen Blickwinkel, respektive seiner eigenen persönlichen Betroffenheit aus. Eine gewisse Sinnhaftigkeit muss für mich bei Entscheidungen trotzdem ersichtlich sein. Ich wundere mich gerade sehr, weshalb Berufsgruppen, wo ein Distanzhalten bei deren Arbeit im Freien sogar dazu gehört und die KundInnen in den meisten Fällen ohne ÖV separiert im Auto anreisen, noch kein grünes Licht für die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit Ende April erhalten haben. Ganz im Gegensatz zu Tätigkeitsbereichen, wo zwischen Kunde und Dienstleistungsanbieter nur wenige cm Luftlinie liegen.
Es stellt sich mir also zwingend die Frage, weshalb wir HundetrainerInnen trotz der sehr günstigen Ausgangslage – Möglichkeit des Einzelunterrichtes mit ausreichend Raum zwischen TrainerIn und dem Mensch – Hund – Team - bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen positiven Bescheid erhalten haben, unsere Arbeit bald wieder aufzunehmen. Wir müssen den Hunden zwar nicht die Haare schneiden, das Fell frisieren oder die Krallen maniküren. Unsere Aufgabe ist es jedoch, die (neuen) Hundebesitzer darin zu unterstützen, aus ihrem Vierbeiner einen sozial kompatiblen Begleiter im Alltag zu machen. Wie das in unserem Hundegesetz gefordert, festgelegt, verlangt und in einigen Kantonen sogar gesetzlich vorgeschrieben und bei Nichtbefolgen mit Bussen geahndet wird. Was für mich zeigt, dass die Prioritätenlage je nach Bedarf beliebig definiert und variiert werden kann.
Noch vor wenigen Wochen wurden säumige Hundehalter mit einem direktiven Schreiben dazu aufgefordert, bis zum Zeitpunkt X den Kursnachweis unverzüglich nachzureichen, respektive den Kurs zu absolvieren. Und heute? Da müssen die Menschen zuerst zur Kosmetikerin oder in die Massage (um den Coiffeurbesuch nicht überzustrapazieren), selbst wenn ein Nichtbesuch derselben keine gravierenden gesellschaftlichen Konsequenzen für die Mitmenschen hat.