Die Sache mit dem rosa Panther
Oder: wie sag ich`s meinem Mandelkern.
Heute ist ein wundervoller Tag für einen entspannten Spaziergang in der Natur. Mensch und Hund sind früh unterwegs, die Sonne geht gerade auf, die Vögel begrüssen den noch frischen Morgen. Ein Reh schreit im Wald und meldet die Frühaufsteher seinen Artgenossen. Unsere Protagonisten sind guter Dinge und geniessen die Ruhe und Frische im Wald.
Doch nach einem guten Stück Weg passiert das Unsagbare, das Zuvermeidende, das Alptraumhafte, das Angstauslösende: in der Ferne taucht ein anderes Mensch – Hund – Gespann auf. Die Gedanken rasen: ist DER angeleint? Und DER kommt immer näher. Oh mein Gott, der ERZFEIND, der Inbegriff von NICHTAUSSTEHENKOENNEN! Ein kleiner WEISSER HUND! RUEDE? Was mach ich denn bloss? Der enge Weg, HILFE!
Nun ist auch der Sympathikus erwacht und lässt den Herzschlag in die Höhe schnellen. Die Nebennieren rufen: Achtung, wir sind bereit! Das Adrenalin schiesst in den Körper. Der Mensch befindet sich von 0 auf jetzt im Ausnahmezustand: Herz rast, Pupillen weit, Blutdruck im roten Bereich. Hände schweissnass, Atmung schon fast hechelnd; Körperhaltung versteift, wie eingefroren; Cortisol wird in den Blutkreislauf gepumpt.
Die Gedanken rasen, mittlerweile ist die Amygdala, auch Mandelkern genannt, aktiviert und bewertet die Situation: «Kleiner weisser Hund, Fiasko. Das hatten wir doch schon»
Sie weckt den Hypothalamus: «Los, tu was, wir müssen FLUECHTEN»!! ANGST ist die zentrale Emotion.
Und der Mensch hält sich fast panisch an der nun sehr verkürzten Leine fest. Das Unausweichliche kommt immer näher. Der Verstand kratzt seine letzten Ressourcen zusammen und ruft panisch: «Rüde oder Hündin?» Keine Antwort! Klein weiss und Rüde… der Supergau! Nochmals ein Versuch: Rüüüüüde??? Mittlerweile ist die Leine auf wenige Centimeter verkürzt, der Hund stemmt sich in dieselbe und zerrt den Menschen hinterher. Die Spannung steigt, der Hund steigt, der Blutdruck steigt ein letztes Mal: und dann… endlich der erlösende, der magische Satz: «Meiner ist eine Hündin. « "GOTTSEIDANKWIESOSAGENSIEDASNICHTGLEICH! Meiner mag keine weissen kleinen Rüden, er wurde mal als Welpe von so einem auf den Boden gedrückt. Und seitdem hasst er sie!"
Die Leine lockert sich, die Hände entkrampfen sich, die Atmung beruhigt sich und mit ihr der Hund. Der schaut zwar noch irritiert sein weisses Gegenüber an, ohne jedoch den Versuch zu machen, den weissen Fellknäuel im Fang verschwinden zu lassen.
Das beste an der Geschichte ist: die Halterin des kleinen weissen Hundes hat geflunkert und aus ihrem Rüden eine Dame gemacht. Aber das soll unser Geheimnis bleiben.