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Was ein erfolgreicher Rückruf mit dem Zürcher Ressourcenmodell ZRM zu tun hat

Die Sache mit den guten Vorsätzen
Sicher hast du dir auch schon vorgenommen, dieses oder jenes in deinem Alltag zu verändern. Du machst dir ganz konkrete Pläne, wie du am Abend das Stück Käsekuchen links liegen lässt, jeden Montag ins Fitnesscenter gehst und unter der Woche ausreichend schläfst. 

Du hängst dir als Motivationshilfen Klebezettel an den Kühlschrank, bringst die Laufschuhe vor der Türe in Position und stellst dir den Timer für die Bettgehzeit. Dann kommt der Moment, wo du deine guten Vorsätze beiseiteschiebst, dich an der cremigen Konsistenz des Käsekuchen erfreust, die Laufschuhe an der Eingangstüre etwas zur Seite rückst, damit sie dir auf deinem Weg ins Wohnzimmer nicht in die Quere kommen. Du lässt dich gemütlich auf dem Sofa nieder und zappst dich durch das Fernsehprogramm. Die acht Stunden Schlaf kannst du dann sowieso nicht mehr aufholen.

Schon wieder nicht geklappt
Einmal mehr bist du enttäuscht, dass du deine Vorhaben sozusagen selber sabotiert hast. Die oben aufgeführten Ziele sind sogenannte «Verhaltensziele». Die Motivation ist bereits geklärt und wird vorausgesetzt. Wären wir Menschen nur Kopf und Kognition, hätten wir vermutlich eine viel höhere Erfolgsquote beim Verfolgen unserer gesteckten Ziele und beim Umsetzen unserer Handlungspläne. Sind wir aber nicht. Unser Bauch hat da ganz schön viel zu sagen.

Stützt du deine Ziele einzig auf der Verstandesebene ab, findet dein Unterbewusstes tausend und einen Grund, deinen Plan oder dein Vorhaben sprichwörtlich in den Sand zu setzen. Dein Verstand kann sich noch so sehr Gehör verschaffen, es funktioniert einfach nicht.

Der Kopf ist nur die Spitze des Eisberges
Der Hauptgrund, weshalb viele Handlungspläne scheitern, ist bildlich gesprochen der Alleingang vom Kopf, ohne den Bauch mit ins Boot zu holen.
Wir Menschen gehen davon aus, dass wir unsere Entscheidungen kognitiv und rational treffen. Das ist aber nur die Spitze des Eisberges. Der grosse, unbewusste Anteil liegt im Meer verborgen. Und ohne den unteren, mächtigeren, tragenden Teil gäbe es auch keine Spitze. Sinkt der schwere Eisblock tiefer ins Meer, sinkt die Spitze unweigerlich mit.

Hier kommt das Zürcher Ressourcenmodell mit dem «Motto-Ziel» ins Spiel
Das Zürcher Ressourcenmodell ZRM gibt dem Unbewussten die Bedeutung, die es verdient, indem es ihm eine Stimme gibt und an die Oberfläche holt.
Das von dir neu formulierte «Motto-Ziel» unterscheidet sich dadurch von deinem bisherigen Ziel, dass es nicht auf der Handlungsebene ansetzt, sondern auf der HALTUNGS-Ebene, also an deiner inneren Einstellung deinem Vorhaben gegenüber.

Wenn somatische Marker dir den Weg weisen
Ob das Ziel ein «Motto-Ziel» für dich ist, merkst du daran, dass du auf der Körperebene darauf reagierst. Das kann eine Körperempfindung wie ein Kribbeln im Bauch sein oder ein Kitzeln im Herzbereich oder ein feines Pulsieren in den Fingern. Vielleicht hebt sich ein Mundwinkel leicht an oder die Schmetterlinge in deinen Bauch tanzen einen Reigen.

Diese Empfindungen werden als «somatische Marker» bezeichnet und passieren noch vor einer bewussten Entscheidung. (Der Begriff der somatischen Marker stammt vom portugiesischen Neurowissenschaftler António Rosa Damásio aus den 1990er-Jahren).

Wir konzentrieren uns vor allem auf die positiven somatischen Marker. Diese beruhen auf all unseren bisherigen Erfahrungen. Man kann sich das wie eine Ampel vorstellen: Sagt dein Körper «ja», steht die Ampel auf Grün. Sagt dein Körper «nein» steht sie auf Rot. Dazwischen gibt es nichts in dieser ersten Sekunde der Entscheidung. Alles, was danach kommt, ist der Kopf.

Ein Beispiel aus der Hundewelt zum Thema «Rückruf»
Damit es für dich nun anschaulicher wird, schauen wir uns ein Beispiel aus der Hundewelt an:
«Stell dir vor, du hast einen Hund, der kaum von der Leine gelassen, voller Freude und mit fliegenden Ohren über die Wiese rennt, ein breites Grinsen im Gesicht, und dich für die nächsten zehn Minuten mit der Leine in der Hand in der Landschaft stehen lässt. Taucht dann auch noch ein Hundekumpel auf, kannst du deinen Rückruf gleich in den Wind schicken. Dir ist die Situation im Beisein von anderen Hundemenschen zwar unangenehm, irgendwo in dir ist da aber noch ein leises Gefühl der Freude über deinen ausgelassen hüpfenden und herumtollenden Hund.

Trotzdem buchst du noch am selben Tag einen Termin in der Hundeschule mit dem Anliegen: «Mein Hund soll sofort zu mir rennen, wenn ich ihn rufe.» Die Hundefachperson versteht dein Anliegen, du erhältst einen fundierten Trainingsplan zum Aufbau eines sicheren Rückrufsignals. Mit der Vorgabe, eine Schleppleine dran zu lassen, welche den Radius deines Hundes begrenzt. Jeder einzelne Übungsschritt ist «SMART» formuliert.

Die Lernkontrolle bringt es an den Tag
Nach zwei Wochen folgt die Lernkontrolle in der Hundeschule. Schleppleine montiert, Hund hängt am Ende der 10-Meter-Leine fest. Du rufst dein HIER und ausser einem kurzen Blickkontakt deines Hundes in deine Richtung passiert nicht viel. Die Hundetrainerin runzelt leicht vorwurfsvoll die Stirn, du gelangst in einen Erklärungsnotstand: «Im Haus und im Garten hat es doch so prima funktioniert.»

Was ist da passiert? Das gesetzte SMART-Ziel auf der Verhaltensebene: «Wenn ich meinen Hund draussen einmal rufe, rennt er auf direktem Weg zu mir und setzt sich vor mich hin», war vermutlich weit entfernt von deinem Ziel auf der Haltungsebene.

Dein «Motto-Ziel» als Grundlage für eine Verhaltensänderung miteinbeziehen
Möglicherweise hat dir dein Kopf gesagt, dass es ganz wichtig ist, den Hund aus jeder Situation abrufen zu können. Dein Bauch findet aber, dass der Hund draussen doch auch seinen Spass haben soll.

Dein mögliches «Motto-Ziel» in diesem Zusammenhang könnte lauten: «Mein Hund und ich in der Natur geniessen die Freiheit und das Zusammensein.»

Eine innere Ueberzeugung sagt dir gleichzeitig, dass das Unterwegssein draussen dem Hund nur ohne Leine Spass macht und der Hund den Spaziergang doch auch geniessen soll.

Ohne dem «Motto-Ziel» Gehör zu schenken, kommst du kein bisschen weiter mit deinem Hund und dem Rückruf.

Die Aufgabe des Coaches ist es, sowohl Bauch wie Kopf in den Trainingsplan einzubeziehen
Als Mensch-Hund-Coach geht es nun darum, sowohl deinem Kopf wie auch deinem Bauch Gehör zu schenken und den Bedürfnissen deines Hundes nach Freilauf und Erkundungsverhalten Gewicht zu geben. Damit auch du ein stimmiges Gefühl hast, wenn du deinem Hund auch mal den Freilauf erlauben kannst.

Nachdem wir diese beiden Zielebenen geklärt haben, können wir zusammen schauen, was es für Möglichkeiten gibt:
- Das könnte so aussehen, dass du dir Gebiete mit wenig Ablenkung für den Hund im Aussen aussuchst, wo du ihn für eine kurze Zeit von der Schleppleine lassen kannst und er sich frei nach Lust und Lauen bewegen darf.
- Du kannst ein Hundeauslaufgebiet aussuchen, wo dein Hund andere Hundekumpels trifft und seinem Bedürfnis nach Sozialkontakten nachgehen kann.
- Du gehst mit deinem Hund an der Schleppleine in spannende Gebiete, wo es für die Nase viel zu tun gibt und dein Hund gar nicht ans Rennen denkt, sondern in die Welt der Gerüche versinkt.
Sicher fallen dir noch weitere Möglichkeiten ein, bei denen sowohl die Haltungsebene wie auch die Handlungsebene zum Tragen kommen.

Unser Erfahrungshintergrund und unsere aktuelle Lebenssituation mischen auch mit
Im Weiteren geht es sicher auch um deinen ganz persönlichen Erfahrungshintergrund bezüglich Freiheit und Einschränkung. Möglicherweise bist du in deinem beruflichen oder familiären Alltag sehr eingebunden und sehnst dich nach mehr Freiraum. Indem dein fröhlicher Hund seine Freiheit geniesst, übernimmt er stellvertretend dein Bedürfnis nach mehr Frei-Raum. Oder du bist selbst ein Freigeist und gestehst das auch deinem Vierbeiner zu.

Ein wichtiger Schritt im Trainingsprozess zwischen dir und deinem Hund ist, dir über deine eigenen Bedürfnisse und Motive klar zu werden und zu schauen, wo du ihnen mehr Beachtung schenken kannst. Denn das ist in diesem Beispiel vermutlich der Schlüssel zu einem erfolgreichen Rückruf-Training mit deinem Hund.

In diesem Sinne:
 

«Ein Lernschritt lässt sich erfolgreich umsetzen, wenn er mit deinem Kopf und deinem Bauch im Einklang ist.»

 

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