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Coaching für Mensch und Hund

Was ein Welpe braucht, um in seine neue Welt hineinzuwachsen

Was braucht ein Welpe, um in seine neue Welt hineinzuwachsen?
 
Dazu habe ich schon früher einen Blogtext verfasst:
 
Dieses Thema liegt mir so am Herzen
Für mich stellt sich immer wieder die Frage, weshalb Welpen nach einigen Tagen im neuen Heim bei ihrer neuen Familie so ausser sich geraten. Weshalb sie ihre Zähnchen schmerzhaft in Menschenhände und Menschenarme hacken. Weshalb sie keinen Schlaf finden und auch tagsüber kaum zur Ruhe kommen. Weshalb sie auf den Spaziergängen Steine schlucken und wie verrückt Gras oder anderes Zeugs in sich hineinfressen.

Welpen werden regelrecht überfordert
Kann es sein, dass die Welpen durch all die neuen Einflüsse und Eindrücke, die auf sie einprasseln, einfach überfordert sind? Durch all die Erwartungen ihrer Menschen, ihren Welpen möglichst vielseitig und möglichst schnell zu sozialisieren, damit sie ja nichts verpassen?
 
Es steht ja überall geschrieben: Das Zeitfenster für die optimale Sozialisierung beträgt 16 Wochen. In dieser Zeit muss der Welpe alles kennengelernt haben. Oft vergessen Menschen, deren bisheriger Hund mit 14 Jahren gestorben ist, dass auch dieser mit kleinen Pfotentritten angefangen hat.
 
Muss ein Welpe das alles tatsächlich schon können?
Muss denn der Welpe schon vor dem gefüllten Futternapf sitzen können, wenn er Hunger hat? Oder auf ein AUS alles fallen und liegen lassen, was er gerade im Fang trägt? Muss ein Welpe bereits Pfötchen geben und auf Befehl (wieder bewusst gewählt) Sitz, Platz, Fuss zeigen? Muss er schon alleine in seiner Box schlafen? Muss er auf ein PFUI (bewusst gewählt), etwas Gruseliges liegen lassen? Wäre es nicht sinnvoller, wenn der Mensch vorausschaut und vorausdenkt, bevor das Gruselige im Welpenmaul gelandet ist? Muss ein Welpe bereits «Streetparade» machen und an einer befahrenen Strasse an der Leine gehen?
Wenn ein Welpe eigentlich lieber wieder nach Hause strebt, als an der verkehrsreichen Strasse entlang zu gehen, kann ich das so was von verstehen. Ein Welpe möchte noch gar nicht von seinem neuen Zuhause wegspazieren. Die Welt da draussen ist viel zu gross und viel zu aufregend.
 
Bei Welpen ist «mehr» tatsächlich oft kontraproduktiv
Das Welpengehirn verfügt noch nicht über ausreichend Bewältigungsstrategien, um all die Eindrücke zu verarbeiten. Dies äussert sich dann in hoher Erregung, weil das Nervensystem nicht mehr auf Entspannung wechseln kann. Weil immer mehr Eindrücke dazukommen und der Mensch womöglich denkt, dass der Welpe nicht ausreichend «ausgelastet» ist, bricht das System des Welpen irgendwann zusammen.
 
Eine sorgfältige Wahl der Lernumgebung ist elementar wichtig
Bitte fahrt doch eure Welpen mit dem Auto an Orte in der Natur, wo sie erkunden können. Und wo ihr mit eurem Welpen in Ruhe und alleine all die Sachen entdecken und erforschen könnt, welche die Natur zu bieten hat. Verweilt mit euren Welpen an einem schönen Ort, geniesst euer Zusammensein. Beobachtet eure Welpen und lernt von ihnen, was sie in dieser Entwicklungsphase gerne machen oder ausprobieren.
Unterbrecht nicht andauernd eure Welpen in ihrem Tun, indem ihr sie mit Befehlen oder Kommandos (ich sage das jetzt sehr bewusst provokativ) überhäuft. Solltet ihr kein Auto haben, gibt es sicher andere Transportmöglichkeiten oder einen schönen Park in der Nähe, den eure Welpen erforschen dürfen.
 
Die 1-Minute-Spaziergang-pro-Lebenswoche-Regel überdenken
Vergesst die 1-Minute-pro-Lebenswoche-Spazierregel, weil ihr noch gar nicht spazieren geht! Ihr geht erkunden und entdecken an einem begrenzten, sicheren und für den Welpen an olfaktorischen und sensorischen Eindrücken angereicherten Ort. Dort könnt ihr gerne auch eine halbe Stunde bleiben, weil eure Welpen immer wieder zur Ruhe kommen und sich bei euch niederlassen.
Mit einem Welpen an einer Leine elf oder zwölf Minuten durch die Gegend zu gehen, womöglich auf dem Trottoir und entlang einer Strasse, ist so was von nicht (!) welpengerecht – und alles andere als förderlich für eine gelingende Sozialisierung.
 
Überforderte Welpen können nicht entspannen
Dein Welpe rastet nicht aus, weil er eine Störung hat oder weil er aggressiv ist oder weil er noch mehr Bewegung möchte. Er rastet aus, weil seine aktuellen und altersentsprechenden Bedürfnisse aussen vor gelassen werden. Und weil er einfach total überfordert ist!
 
 
In diesem Sinne:

«Ich plädiere für mehr Erkundungsfreiheit und Enrichmentmöglichkeiten für den Welpen, weil er genau das braucht.»

 
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